Auf unserem großen Trip durch Norditalien mit dem Zug erreichen wir als siebte Station Florenz, das im Mittelalter durch seine kluge Wirtschafts- und Finanzpolitik zu einer der reichsten Städte überhaupt aufsteigt und in dieser Zeit auch die künstlerische und wissenschaftliche Entwicklung maßgeblich vorantreibt.
Florenz trägt den Beinamen La Bella, die Schöne – und das völlig zu Recht: Es fühlt sich an, als liefe man durch ein einziges, riesiges Freilichtmuseum, ein überdimensioniertes Improvisations-Theater. Auf den ersten Blick wird klar, dass diese Stadt im Mittelalter das Zentrum von Handel und Kultur in ganz Europa war. Allein diese prächtigen Gebäude überall!
Der Palazzo Vecchio
Dreh- und Angelpunkt von Florenz ist bis heute die L-förmige Piazza della Signoria mit dem Palazzo Vecchio, dem „alten Palast“, daneben. Erbaut im 13. Jahrhundert tagt an diesem Ort schon vor hunderten von Jahren das damalige Parlament der Stadt!
Im Mittelalter zieht die mächtige Florenzer Familie der Medici hier ein, und heute fungiert der Bau als Rathaus und nicht zuletzt als Museum.
Tipp: Nehmt mit Kindern unbedingt an einer der faszinierenden, limitierten Führungen durch die geheimen Räume der Medici im Palazzo Vecchio teil! Die ganzen Geheimgänge und geheimen Räume sind dem normalen Publikum nicht zugänglich, eine tolle Sache!
Neben vielen Privatgemächern aus den Zeiten der Medici kann man im Palazzo Vecchio als Museumsbesucher auch den berühmten Saal der Fünfhundert besichtigen, den Innenhof, eine Kapelle, einen Audienz-, den Lilien- und den Landkartensaal, und man bekommt eine Vorstellung von dem unbeschreiblichen Reichtum dieser Familie und der Bedeutung von Florenz als Zentrum des spätmittelalterlichen europäischen Handels- und Finanzwesens.
Der David von Michelangelo und die Loggia dei Lanzi
Direkt vor dem Palazzo Vecchio steht übrigens auch schon gleich eines der bekanntesten Kunstwerke des Mittelalters: Der David von Michelangelo. Allerdings handelt es sich bei dieser Statue hier nur um eine detailgetreue Replik.
Tipp: Das Original steht zu seinem Schutz in einem Saal der Akademie der Künste in der etwa 15 Minuten entfernten (sowohl zu Fuss als auch mit der Buslinie 23, Haltestelle Museo Di San Marco) Galleria dell’Accademia.
Uns reicht aber dieser David zum Bestaunen und Bewundern völlig aus, und die Kinder erkennen ihn fachmännisch: „Den hat Oma auch im Garten!“
Direkt über Eck vom Palazzo Vecchio stehen wir schon vor dem nächsten außergewöhnlichen Gebäude: Der Loggia dei Lanzi, manchmal auch Loggia die Signoria genannt, mit einer rissigen Arkadenhalle.
Früher wurden hier Kundgebungen veranstaltet, heute werden – öffentlich und frei zugänglich – einfach so mal einige Handvoll durchaus berühmter Statuen wie Der Raub der Sabinerinnen von Giambologna ausgestellt. Wohin auch bloss sonst mit denen, wenn hier überall so viele rumstehen?!
Wie schauen uns alles eine Weile lang an, doch wie ein magischer Sog zieht es uns dann zwischen der Säulenhalle und dem alten Palast der Medici hindurch in – ja, was ist das eigentlich? Ein Innenhof? Eine Straße? Rätselnd schauen wir auf unserem Stadtplan nach:
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Die Uffizien
Es sind die berühmten Uffizien – das ganze Ding! Wir stehen einfach schon mittendrin in einem der bekanntesten Kunstmuseen der Welt.
Was für ein Komplex!
Auf deutsch heißt ‚gli uffizi‘ übrigens schlicht „die Büros“, was wir doch beinahe ein wenig unspektakulär finden.
Hier ist eine wahrhaft erstaunliche Ansammlung von Gemälden und bildender Kunst von der Antike bis etwa zum Ende des 18. Jahrhunderts zusammengetragen, quasi die Kunstgeschichte Westeuropas auf einem Punkt. Bekannt ist vor allem die Sammlung an Marienbildern oder das wunderbare Die Geburt der Venus von Botticelli.
Das Besondere an den Uffizien: Durch die Art, wie dieser Gebäudekomplex angelegt und wie die Sammlungen darin platziert sind, ist man als Besucher gezwungen, fortlaufend einen Saal nach dem anderen zu durchqueren und erfährt so, ob man das beabsichtigt hatte oder nicht, einen zeitlich sortierten Einblick in die Entwicklung der hier ausgestellten Künste.
Wieder draußen angelangt könnt ihr zu beiden Seiten des Piazzale degli Uffizi, so heißt der langgezogene Platz innerhalb der Uffizien, eine stattliche Säulen-Doppelreihe bewundern. Hier stehen sie wirklich alle; jeder, der Rang und Namen hat, und schauen mal gelehrt, mal weise und manchmal auch eher grummelig auf uns herab: Lorenzo de Medici I., Michelangelo Buonarotti, Dante Alighieri und noch so viele mehr.
Wir laufen von Statue zu Statue und schauen, wessen Abbild wir erkennen oder, nach kurzem Blick auf die Namensschilder, wen wir überhaupt kennen. Na, doch einige!
An Ende angelangt öffnen sich die Uffizien zum Ufer des Arno hin, und am Wochenende sind Himmel und Menschen auf der Uferpromenade unterwegs.
Wir schlendern ein Stück den Fluss entlang, bis wir wieder etwas mehr Platz um uns herum haben. Die Häuser am gegenüberliegenden Ufer haben es uns angetan: Das sieht so toll aus!
Tipp: Gegenüber auf einem Berg am anderen Ufer gibt es einen schönen Aussichtspunkt auf ganz Florenz, den Piazzale Michelangelo hoch oben auf einem Berg, zu dem sogar ein Bus fährt (Linie 12 und 13).
✨ MEHR FLORENZ ZUM LESEN:
Holt euch mehr mächtiges Florenz-Flair aus der Vergangenheit zum Lesen für Zuhause:
- Medici – Die Macht des Geldes: Historischer Roman. Die spannenden Ränke der mächtigsten Familie im Florenz des 15. Jahrhunderts
- Michelangelo: Biographischer Roman von Irving Stone über die Geschichte des universalen Genies der Menschheits und sein Leben in Florenz
Der Vasari-Korridor und der Ponte Vecchio
Wir haben neue Energie getankt und kämpfen uns durch die Menschenmassen wieder in die andere Richtung die Promenade hinauf. Dabei gehen wir unter einem Säulengang direkt am Fluss entlang: dem Vasari-Korridor.
Auch dieses Bauwerk entstand auf Wunsch der Medici: Sie wollten gerne trockenen Fußes – oder ungesehen, je nachdem – von ihrem alten Palast, dem Palazzo Vecchio, zu ihrem neuen Palast, dem Palazzo Pitti, gelangen.
Das Problem war nur: Beide liegen ein gutes Stück voneinander entfernt, und außerdem liegt ja ein kompletter Fluss, der Arno, dazwischen! Also beauftragten sie Vasari, der sowieso gefühlt halb Florenz erbaut hat, damit, eine Lösung für diese schier unlösbare Aufgabe zu finden.
Der treue Baumeister der Medici machte sich gleich ans Werk, und so führt bis heute tatsächlich ein durchgehender, abgeschirmter Weg von einem zum anderen Palast:
Vom Palazzo Vecchio geht es an der Piazza della Signoria über die auf dem Foto oben gezeigte Brücke hoch in der Luft hinüber zu den Uffizien.
Durch diese hindurch gelangt man bis zum Ufer des Arno.
Dort wieder in luftiger Höhe überquert man die Promenade und nutzt dann die obere Etage des Säulengangs, den eigentlichen Vasari-Korridor, um ein ganzes Stück den Fluss hinunterzugelangen, bis zum Ponte Vecchio.
Diese berühmte und unzählige Mal fotografierte Brücke ist bis auf den letzten Quadratzentimeter vollgepackt mit Häusern und Geschäften, die der Schwerkraft zu trotzen scheinen und sogar weit über ihre Ränder hinausragen.
Im Inneren führt übrigens Vasaris Weg im Geheimen in der oberen Etage weiter bis auf die andere Seite des Flussufers und damit direkt bis zum Palazzo Pitti, dem neuen Palast der Medici. Vasari hat es geschafft!
Tipp: Vom Palazzo Pizzi könnt ihr für eine angenehme Pause prima einen Abstecher in die schönen Boboli-Gärten gleich nebenan machen.
Hört sich an wie aus einem Märchen, oder? Aber sie haben es tatsächlich wahrgemacht, die Medici.
Den Vasari-Korridor, in dem eine ganze Reihe Selbstporträts aus verschiedenen Jahrhunderten aushängen, kann man auch besichtigen, allerdings aktuell nur im Rahmen einer nicht ganz günstigen und vorab gebuchten Führung.
Wir verlassen die Menschenmassen und biegen wieder ab Richtung historisches Zentrum, zurück Richtung Bahnhof. Hier ist es viel ruhiger!
Wir orientieren uns nur grob an der Richtung und lassen uns ansonsten durch Florenz treiben, machen auf unserem Weg spontan Halt in einem kleinen Cafe, essen wunderbare Tramezzini, italienische Sandwiches, und trinken, natürlich, Bitterino, ein typisch italienisches Bittergetränk in kleinen Fläschchen, das ein wenig wie Campari schmeckt, aber alkoholfrei ist und auch von italienischen Kindern heißgeliebt wird.
✨ MEHR ITALIEN-IDEEN FÜR KINDER:
Lustiger Lesestoff zum Zeitvertreib unterwegs für die jüngeren Reisenden:
- Leo und Rosa reisen nach Italien: Ein italienisches Abenteuer für kleine Entdecker
- Millie in Italien aus der beliebten Millie-Reihe der mehrfach ausgezeichneten Autorin Dagmar Chidolue
Atemberaubend: ‚Santa Maria del Fiori‘
Und wie immer, wenn wir uns in fremden Städten einfach treiben lassen, stehen wir plötzlich doch noch vor einer weiteren Sehenswürdigkeit:
Hier vor der wunderschönen Kathedrale ‚Santa Maria del Fiori‘.
Das Beeindruckende an ihr ist neben den wunderbaren Details aus dreifarbigem Marmor am gesamten Gebäude die pompöse Kuppel von Brunelleschi, eine technische Meisterleistung damaliger Zeit.
Bis zu 30.000 Menschen passen in das Kirchenschiff!
Für uns aber wird es nun Zeit, zum Bahnhof zurückzukehren und weiterzuziehen. In Florenz wird unser Railtrip nämlich kurzfristig doch noch zu einem Roadtrip: Wir leihen uns ein Auto und stürzen uns in den italienischen Verkehr.
Lest im nächsten Artikel weiter, auf welchem wunderbaren Agriturismo mitten in der tiefsten Toskana gar nicht weit weg von Florenz ihr prima ein paar Tage entspannen könnt, so wie wir es zum Abschluss unserer Reise getan haben.
🚂 Dieser Artikel ist Teil unserer großen Mit-dem-Zug-durch-Italien-mit-Kindern-Serie:
Schau dir in der Übersicht alle besuchten Orte unseres Railtrips an (jeder einzelne ist eine Reise wert!), lies über unsere aufregende Fahrt mit dem Nachtzug oder spring direkt vor zu unserem Special Wie plane ich eine mehrtägige Reise mit dem Zug alleine mit Kindern durch Italien?.
Warst du schon einmal in Florenz oder vielleicht sogar auch mit dem Zug unterwegs in Italien (oder einem anderen Land)? Oder sitzt du gerade genau an eurer Reiseplanung? Wenn du noch Fragen haben solltest, schreib’ mir gerne einfach direkt unten in die Kommentare, ich freue mich immer über Feedback!
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